Online Vortrag mit Prof. Dr. Achim Gruber

Geschundene Gefährten: Krank durch Irrwege in der Zucht. Welche Auswege und Empfehlungen gibt es?

Di. 05.11.2024 19:00 – 21:30Uhr Kosten: 35,- € (inkl. MwSt.)

Die enorme Rassevielfalt bei Hunden zählt zu den wertvollsten Errungenschaften in der Haustierzucht. Beim Hundekauf hat die „Qual der Wahl“ längst die früher übliche Frage nach einer geeigneten Rasse abgelöst. Besonders die Überbetonung vielfach extremer Äußerlichkeiten der letzten Jahrzehnte bereitet der Tiermedizin jedoch große Sorgen. So kennen wir weit über achtzig Krankheiten, Leiden und Sinnesstörungen, die als direkte Folge populärer Zuchtziele entstanden sind. Viel zu kurze Nasen sind nur die Spitze eines gigantischen Eisbergs, denn andere Extreme wie sehr große oder sehr kleine Hunde, überaus kurze Beinchen, Korkenzieherruten und erst recht viele Farb- und Fellvarianten können zu schweren gesundheitlichen Schäden führen. Nicht wenige davon sind in offiziellen Rassestandards vorgeschrieben, die damit zu verschriftlichten Aufforderungen zum Verstoß gegen das Tierschutzgesetz werden.

Ein zweiter, wahrscheinlich noch viel größerer Problemkreis betrifft die vielen Inzuchtfolgen, die durch übertriebenen Reinrassigkeitsglauben entstanden sind. Erst die Forschungen der letzten Jahre haben uns die Augen darüber geöffnet, welche gesundheitlichen Katastrophen wir in der Zucht seit Erfindung der Reinrassigkeit vor 150 Jahren angerichtet haben. Auch manche Katzen und andere Heimtiere sind betroffen.

Doch unsere Gesellschaft, vielfach erst recht die glühenden Rassefans, tun sich noch schwer damit, diese Entwicklungen zu akzeptieren und umzusteuern. Die Behörden setzen unser eigentlich seit 10 Jahren klar formuliertes Tierschutzgesetz kaum um, und die aktuelle Präzisierung des Gesetzes wird wohl weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleiben. Auch hier hinkt Deutschland weit hinter anderen Ländern hinterher.

In diesem Vortrag werden Details und Hintergründe erklärt und es werden verschiedene Auswege aufgezeigt, wie wir zurück zu gesunden Haustieren gelangen können, ohne die Rassen abzuschaffen. Machen Sie mit, besonders auch beim Kaufentscheid, denn es wird nur produziert, was der Markt verlangt!

Der Referent: Nach seinem Studium an der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) von 1986 bis 1991 promovierte Achim Gruber am dortigen Institut für Pathologie 1994 über die Entstehung von virusinduzierten Gehirnmissbildungen bei Rindern. Nach zweijähriger Assistentenzeit wechselte er an das Department of Molecular Medicine des Cornell University College of Veterinary Medicine, Ithaca, USA, wo ihm 1999 der Grad des Doctor of Philosophy (Ph.D.) in Molecular Biology of Cancer verliehen wurde. Nach seiner Habilitation, Fachtierarztanerkennung in Pathologie und Ernennung zum Diplomate des European College of Veterinary Pathologists in 2001 arbeitete er als Oberassistent an der TiHo, bevor er dort 2003 zum C3-Professor für Molekulare Tierpathologie berufen wurde. Seit 2004 leitet er das Institut für Tierpathologie am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin, wo er von 2013 bis 2019 auch Forschungsdekan war.